Von meinen Anfängen bis heute
Eine Übersicht
Die Anfänge (vor 1986)
In ihrer Kindheit, die sie in ihrer Heimat Bad Bayersoien verlebte, war irgendetwas anders an Isolde Holderied. Im Gegensatz zu ihren Freundinnen wollte sie von Puppen nichts wissen, sondern spielte lieber mit den Jungen Fußball und Eishockey. Mit 15 Jahren war sie erstmals auf einem motorisierten Untersatz – einem Mofa – unterwegs. Wieder maß sie sich mit ihren männlichen Klassenkameraden und wollte dabei unbedingt die schnellste sein.
„Bei allen Sportarten, die ich als Kind betrieben habe, war es mein großes Ziel zu gewinnen“, erinnert sich Isolde. „Diesen unbedingten Siegeswillen habe ich bis heute behalten.“ Großen Willen bewies sie auch, als sie sich mühsam das Geld für den Führerschein und ihr erstes eigenes Auto zusammensparte.
An ihrem 18. Geburtstag fuhr Isolde endlich auf vier Rädern durch die Straßen ihres Heimatorts. Aber damit nicht genug: Gleich an ihrem ersten Tag als Autofahrerin suchte sie die Herausforderung und erklomm schwindelerregende Bergpässe in Österreich und Italien. Isolde sagt rückblickend: „Meine Mutter war als Beifahrerin mit dabei und wollte zwischendurch etwas essen. Dafür gab es aber keine Chance. Bis Mitternacht saßen wir durchgehend im Auto. Für mich war ein Traum in Erfüllung gegangen.“
Fortan verging kaum ein Tag, an dem Isolde nicht am Steuer ihres Autos Platz nahm. Bis zu 100 Kilometer fuhr sie täglich, absolvierte sie doch zu jener Zeit in Garmisch-Partenkirchen ihre Ausbildung zur Anwaltsgehilfin.
Der entscheidende Impuls für Isoldes Karriere als Rennfahrerin kam 1986 von einem Angestellten ihres Vaters, Karl Bußjäger, der in seiner Freizeit als Rallye-Fahrer aktiv war. Bei der „Fürstenzell-Rallye“ stand er ohne Beifahrer da und fragte kurzerhand Isolde, ob sie nicht mitfahren wolle. Sie willigte begeistert ein. „Es war zwar nur eine kleine Veranstaltung, aber meine Leidenschaft für den Rallye-Sport war unwiderruflich geweckt“, meint sie heute.
Bei der „Spitzbub-Rallye“ im November 1986 war es soweit: Isolde versuchte sich selbst als Fahrerin in Bußjägers Auto, das er ihr für diese Veranstaltung geliehen hatte. Auf Anhieb fuhr sie konkurrenzfähige Zeiten. Ihr Lehrmeister war vom Talent der Bayerin überzeugt und riet ihr zur Teilnahme an einer Fahrersichtung der Fachzeitschrift „rallye racing“ und der „Bild am Sonntag“. Dies sollte der Beginn einer beeindruckenden Karriere sein.
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Der Durchbruch (1987)
Auf Anraten von Karl Bußjäger, der vom Talent seiner jungen Beifahrerin überzeugt war, nahm Isolde im Jahr 1987 an einer Sichtung der Fachzeitschrift „rallye racing“ und der „Bild am Sonntag“ teil. Günther Frauenkron, der Organisator des bundesweiten Wettbewerbs, hatte sich zum Ziel gesetzt, aus vielen talentierten Rallye-Damen die viel versprechendste Kandidatin zu finden.
Im Sommer trat Isolde im Opel Corsa von Bußjäger bei der ersten Prüfung an. Sie erinnert sich: „Es begann mit relativ banalen Aufgaben wie Kreisfahren, Zielbremsung und Slalomfahren. Schritt für Schritt wurde es dann anspruchsvoller, und immer mehr Teilnehmerinnen mussten die Segel streichen.“
Ab der zweiten Prüfung in einem Opel Kadett GSi unterwegs, zeigte Isolde bei den Ausscheidungsfahrten, was in ihr steckt. Zudem überzeugte sie die Juroren mit ihrem theoretischen Wissen und uneingeschränktem Engagement.
Am Ende des Wettbewerbs war sie es, die von rund 1000 angetretenen Fahrerinnen übrig war. Mit dem Gewinn der Sichtung hatte sich Isolde einen Platz im Ladies-Junior-Team des Rallye-Clubs von Deutschland (RCvD) und einen Startplatz in der Deutschen Rallye-Trophäe des kommenden Jahres gesichert.
„Ich habe darauf gehofft, das nötige Talent zu haben“, meint Isolde. „Als ich dann ausgewählt wurde, ist für mich natürlich ein Traum wahr geworden. Was in den Jahren darauf folgte, war allerdings noch viel aufregender.“ Nun warteten drei Lehrjahre auf die junge Bayerin, in denen sie nicht nur Erfahrungen sammelte, sondern auch erste beeindruckende Erfolge feierte.
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Erste Erfolge mit Opel (1987-1990)
Nach einigen Auftritten bei regionalen Rallyes im Anschluss an den Gewinn der Fahrersichtung im Jahr 1987, ging Isolde 1988 in einem Irmscher Opel Kadett GSi in der Deutschen Rallye-Trophäe an den Start. In der serienmäßigen Klasse G belegte sie den fünften Platz. Zudem sammelte sie bei Veranstaltungen in ihrer bayerischen Heimat eifrig Punkte, so dass am Ende des Jahres Platz zwei in der bayerischen Rallye-Meisterschaft zu Buche stand.
Im folgenden Jahr sicherte sich Isolde den sechsten Platz in der Rallye-Trophäe sowie Rang vier in der Deutschen Junior Rallye-Meisterschaft. „Es ging für mich darum, möglichst viel Zeit im Auto zu verbringen und Erfahrungen zu sammeln“, sagt die zweifache Rallye-Weltmeisterin.
Die nächste Stufe auf der Karriereleiter erklomm sie 1990, als sie in einem Opel Corsa GSi erstmals in der Gruppe A der Rallye-Trophäe antrat. Mit vier Klassensiegen lenkte sie die Blicke von Sponsoren und potenziellen neuen Teams auf sich. Zusätzlich nahm sie zum ersten Mal an Veranstaltungen im Ausland teil, darunter die Budapest-Rallye in Ungarn.
„Dieses Jahr war sehr wichtig für mich“, erinnert sich Isolde. „Ich kam sehr gut mit dem Corsa zurecht und mir wurde viel Aufmerksamkeit zuteil. Vor allem die Erfahrungen im Ausland sind mir zu Gute gekommen.“
Mit der erfahrenen Beifahrerin Monika Eckhardt an ihrer Seite steigerte sie sich Rallye für Rallye, und ihr Talent reifte weiter. Isolde meint: „Es wurde Zeit, die ersten Erfolge zu feiern. Im Corsa habe ich gezeigt, dass ich vorne mitfahren kann. Nun war ich bereit für die folgenden Aufgaben.“
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Mit Mitsubishi zu zwei WM-Titeln (1991-1995)
1991 wechselte Isolde erstmals die Marke und ging von nun an in einem von AM-Holzer Motorsport eingesetzten Mitsubishi Gallant Dynamic 4 an den Start. In der Deutschen Rallye-Meisterschaft feierte sie mit ihrem erfahrenen Team ein gelungenes Gruppe-N-Debüt, als sie beim ersten Lauf, der Niedersachsen-Rallye, Vierte wurde.
Dennoch stand auch in dieser Saison wieder im Vordergrund, Erfahrungen mit dem neuen Fahrzeug zu sammeln. „Mit Holzer wusste ich ein tolles Team hinter mir“, meint Isolde. „Ich habe stark vom technischen Know-how der Firma profitiert. Das Gruppe-N-Auto war eine große Umstellung. Ich musste mich erst an den Allradantrieb und den Turbomotor gewöhnen.“
Isolde entwickelte sich rasant weiter. Ihre harte Arbeit wurde 1992, beim ersten WM-Start in Monte Carlo, belohnt. Auf Anhieb sicherte sie sich bei der „Monte“ den hart umkämpften Sieg im Damen-Pokal und belegte den 19. Platz in der Gesamtwertung. Im selben Jahr startete sie auch bei der 1000-Seen-Rallye – einem weiteren WM-Lauf – sowie in der Europameisterschaft und der Deutschen Rallye-Meisterschaft, wo sie jeweils die Damenwertung für sich entschied. Der Sieg bei der Deutschland-Rallye in der Gruppe N war das i-Tüpfelchen auf einer erfolgreichen Saison.
Isolde blickt zurück: „Bei der Monte waren 180 Autos am Start. Die besten 100 durften an der ‚Nacht der langen Messer‘ teilnehmen. Allein das war schon ein unglaubliches Erlebnis. Dann noch im Gruppe-N-Wagen unter die besten Zwanzig zu kommen – einfach Wahnsinn.“
Zwei WM-Titel und weitere Erfolge in Monte Carlo
Mit ihrer neuen Beifahrerin Tina Thörner aus Schweden war Isolde auch 1993 im Fürstentum dabei. Wieder gewann sie den „Coupe des Dames“ und steigerte sich im Gesamtklassement auf Rang zwölf. In der Gruppe N stand sie als Dritte auf dem Podium. Den Rest der Saison bestritt sie in einem Gruppe-A-Mitsubishi in der Deutschen Rallye-Meisterschaft. Dort feierte sie als erste deutsche Frau einen Laufsieg (Niedersachsen-Rallye).
1994 gab Isolde ihren Einstand in der Rallye-Weltmeisterschaft (Gruppe N). Mit dem überraschenden Sieg bei der San-Remo-Rallye bewies sie auch in dieser Klasse ihr herausragendes Können. Am Ende der Saison führte sie die Damenwertung an und gewann damit ihren ersten WM-Titel. Sportlich ebenso hoch einzuschätzen war ihr zweiter Platz in der Gesamtwertung der Gruppe N.
„Die Konkurrenz in San Remo war sehr stark. Aber es lief bei mir einfach sensationell gut. Das war ein absolutes Highlight meiner Karriere. Das gilt natürlich auch für den ersten WM-Titel“, sagt Isolde.
1995 fuhr sie als Zehnte in Monte Carlo erstmals in die Top-Ten und gewann zum vierten Mal in Folge den Damen-Pokal. Außerdem verteidigte Isolde erfolgreich ihren WM-Titel. Nun war der Name Isolde Holderied im deutschen Motorsport endgültig verankert. In Anerkennung ihrer Leistungen wurde die Bayerin vom ADAC zu Deutschlands „Motorsportlerin des Jahres“ gekürt. Nach den Lehrjahren zu Beginn ihrer Laufbahn hatte Isolde nun die Erfolge gefeiert, die sie sich immer vorgenommen hatte. Ihre Zeit bei Mitsubishi war damit abgeschlossen.
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Als Werkspilotin bei Toyota (seit 1996)
Mit ihrem Wechsel von Mitsubishi zu Toyota stieg Isolde endgültig in die Gruppe A, die höchste Klasse im internationalen Rallye-Sport, ein. In der Rallye-Geschichte des japanischen Automobilherstellers wurde die inzwischen 30-Jährige 1996 als erste Werksfahrerin überhaupt unter Vertrag genommen.
Von nun an startete Isolde in einem 300 PS-starken Toyota Celica GT-Four mit Allradantrieb sowie mit einer neuen Beifahrerin: Catherine François aus Frankreich. In der Deutschen Rallye-Meisterschaft belegte sie am Ende des Jahres den vierten Rang.
Im Jahr 1997 gelang Isolde in Monte Carlo ihr Meisterstück. Mit dem achten Platz im Gesamtklassement feierte sie ihr bestes Resultat bei der traditionsreichen Veranstaltung. „Sich gegen die versammelten WM-Starter behaupten zu können, war erneut etwas Besonderes“, erinnert sie sich. „Außerdem habe ich damals zum fünften Mal den Coupe des Dames gewonnen.“ Zudem standen in jenem Jahr ein fünfter Platz bei der Deutschland-Rallye und Rang drei bei der Hunsrück für Isolde zu Buche.
Aufgrund der Babypause von Catherine François nahm 1998 Anne Chantal Pauwels auf dem Beifahrersitz Platz. Allerdings erreichte das Duo nur bei zwei von fünf Läufen das Ziel. Den zweiten Platz bei der Hunsrück-Rallye konnte Isolde als bestes Saisonergebnis verzeichnen.
1999 – wieder mit François als Beifahrerin – startete Isolde zum vorerst letzten Mal in Monte Carlo. Dort feierte sie den sechsten Sieg im „Coupe des Dames“ und fuhr auf den 13. Platz in der Gesamtwertung. Zudem trat sie in einem World Rallye Car (Toyota Corolla) auch bei den Weltmeisterschaftsläufen in Spanien, Italien und auf Korsika an. Bei der Hunsrück-Rallye konnte sie erneut den zweiten Platz belegen.
Ihre letzte komplette Meisterschaftssaison bestritt Isolde 2000 im Rahmen der Europameisterschaft. In Italien landete sie als Dritte auf dem Podium und belegte am Ende des Jahres Rang vier in der Meisterschaftswertung. Bei der Deutschland-Rallye 2001, als sich die Veranstaltung um den Status eines WM-Laufs bewarb, bestritt Isolde ihre vorerst letzte Rallye.
„Rückblickend bin ich stolz auf das, was ich in all den Jahren erreicht habe“, meint sie. „Seit der Deutschland-Rallye 2001 steht mein Sohn Niklas im Vordergrund. Aber trotzdem soll man nie nie sagen. Vielleicht sieht man mich ja in nächster Zeit auch wieder häufiger auf der Strecke. Vom Renn-Virus bin auf jeden Fall noch immer infiziert.“
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Daten und Fakten
Isolde Holderied im Porträt: Lesen Sie hier alles Wissenswerte über die erfolgreiche Sportlerin in Kurzform.
Vorname: | Isolde |
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Name: | Holderied |
Geburtstag: | 7. November 1966 |
Geburtsort: | Oberammergau |
Wohnort: | Bad Bayersoien |
Erlernter Beruf: | Anwaltsgehilfin, Fahrsicherheitsinstruktorin |
Größe: | 172 cm |
Rallye-Profi seit: | 1993 |
Einstieg: | Erster Platz bei einer Fahrersichtung von „rallye racing“ und „Bild am Sonntag (1987) |
Größte Erfolge: | – Zweifache Damen-Weltmeisterin (1994, 1995) – Vierfache Damen-Europameisterin (1992, 1993, 1996, 1997) – Sechsfache Siegerin des „Coupe des Dames“ bei der Rallye Monte Carlo (1992, 1993, 1994, 1995, 1997, 1999) – Europameisterin FIA-Cup Gruppe N (1992) – Vize-Weltmeisterin FIA-Cup Gruppe N (1994) |
Hobbys: | Bergsteigen, Mountainbike, Skifahren, Musik |
Lieblingsmusik: | Reggae |
Lieblingsfilm: | Filme mit Richard Gere und Julia Roberts |
Lieblingsessen: | Italienische Küche |